Medientage München 2025 Nachlese

Angela Bünger
Aktuelle Medienentwicklungen aus gesellschaftlicher, ökonomischer und politischer Perspektive.

Vom 22. bis 24. Oktober 2025 war das House of Communication erneut Schauplatz der Medientage München 2025 (#MTM25). Die 39. Ausgabe der Veranstaltung stand unter dem Motto „WTFuture?!“ und beschäftigte sich mit den Disruptionen der Branche durch KI und die großen Tech-Plattformen, die einerseits mit der Creator Economy eine große Bandbreite an neuen Möglichkeiten bieten, jedoch etablierte Medien zunehmend unter Druck setzen. Nach Angaben der Veranstalter diskutierten über 350 Referentinnen und Referenten und mehr als 5.000 Besucherinnen und Besucher gesellschaftliche, ökonomische und politische Aspekte aktueller Medienentwicklungen.

 

Die Creator Economy bietet gerade dem Nachwuchs viele Möglichkeiten, doch traditionelle Geschäftsmodelle geraten zunehmend unter Druck

 

Plattformmacht und Demokratiegefährdung

Auf dem MEDIENTAGE-Gipfel diskutierten zu Beginn der #MTM25 Vertreter aus Politik, Medien und Kultur die Herausforderungen der Branche. Im Fokus standen die Dominanz von Big Tech, KI-verstärkte Desinformation, wirtschaftlicher Druck auf klassische Medien und Gefahren für die Demokratie.

Ministerpräsident Dr. Markus Söder forderte weniger Regulierung und mehr Innovationsförderung in Europa. Autorin Jagoda Marinić unterstützte Reformen bei den Öffentlich-Rechtlichen, warnte jedoch davor, diese zum Schauplatz eines Kulturkampfes nach US-Vorbild zu machen.

POLITICO-CEO Goli Sheikholeslami betonte die gewachsene Bedeutung transatlantischer Berichterstattung unter Präsident Trump. ARD-Vorsitzender und hr-Intendant Florian Hager appellierte angesichts der wirtschaftlichen Lage und Plattform-Konkurrenz an branchenübergreifende Zusammenarbeit.

Weitere Teilnehmer des Gipfels waren u.a. BLM-Präsident Thorsten Schmiege, Kulturstaatsminister Wolfram Weimer, Komiker Oliver Kalkofe, RTL-CEO Stephan Schmitter, SV-CEO Christian Wegner und Serviceplan-Chef Florian Haller.

 

Konsolidierung und Kooperation: Neuordnung des Bewegtbildmarkts

Der TV-Gipfel widmete sich der Neuordnung des Bewegtbildmarktes durch Streaming-Plattformen und veränderte Sehgewohnheiten.

YouTube etabliert sich zunehmend auf dem Fernsehbildschirm, wie Andreas Briese (YouTube) erläuterte. Henrik Pabst (ProSiebenSat.1) sprach von einem "Zeitalter der rasanten Konsolidierung". BR-Intendantin Dr. Katja Wildermuth bedauerte, dass der Streamer-Button auf der Fernbedienung den klassischen Senderzugang verdrängt hat.

Amazon Prime Video positioniert sich laut Country Director Dr. Christoph Schneider als "One-Stop-Destination" und verweist auf die neue Partnerschaft mit RTL+. Sky-COO Walthelm betonte die Herausforderung der Sichtbarkeit guter Inhalte und setzt deshalb auf YouTube-Präsenz mit 22 Accounts und zehn Millionen Followern.

Die zentrale Frage bleibt: Was unterscheidet die Anbieter noch, wenn alle mit allen kooperieren?

 

Authentizität statt Algorithmus: Für eine menschliche Radiokultur

Beim Audio-Gipfel betonten Branchenvertreter den Wettbewerbsvorteil menschengemachten Radios gegenüber KI-Produktionen.

Thomas Hinrichs (BR) forderte, den Wettbewerb dort auszutragen, wo man ihn gewinnen könne – jenseits von KI. Valerie Weber (Antenne Bayern) unterstrich: "KI weiß nicht, was uns morgen bewegt." Radiomacher hätten das nötige Gespür für künftige Hörerbedürfnisse.

ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher plädierte für "Personalities", um Markenidentität zu stärken. Carolin Häublein (Skyline Medien/RTL Radio) sah Authentizität als entscheidenden Vorteil – diese könne nur von "echten Menschen" geschaffen werden.

Matthias Pfaff (Regiocast) betonte, die Zukunft von Audio liege darin, Menschen zu verbinden und dort abzuholen, wo sie sind. Dafür müssten Audiomarken entwickelt werden, "die Menschen wirklich wollen".

 

KI zwischen Innovation und Verantwortung

 Der AI Summit am finalen Veranstaltungstag beleuchtete KI-Potenziale und Risiken für die Medienbranche.

Elisabeth Gamperl (dpa) forderte, Innovationen zu nutzen statt zu bekämpfen. Berufsbilder im Journalismus wandelten sich, künftig seien vermehrt Data Analysts oder Cognitive Science Experts gefragt. Redaktionelle Inhalte müssten als Tech-Produkte verstanden werden.

Dr. Richard Socher (You.com) sieht KI als „Co-Piloten“, nicht als Ersatz für Journalisten. Sie könne etwa bei Recherche oder automatisiertem Fact-Checking unterstützen. Marie Kilg (Deutsche Welle) betonte, KI begleite mittlerweile alle Produktionsphasen – von Research bis User-Interaktion – und erleichtere die Arbeit mit Informationen erheblich.

US-Journalistin Karen Hao mahnte zur Vorsicht: Sie kritisierte die Erosion des Schutzes geistigen Eigentums und verwies auf massive Umweltbelastungen durch den hohen Energie- und Wasserverbrauch der KI-Infrastruktur.

 

#MTM25: In-Car Entertainment und Vergabe ARD/ZDF Förderpreis

Auf der Nacht der Medien am 22. Oktober konnten die Gäste schon einen Vorgeschmack auf das In-Car Entertainment der Zukunft mitnehmen. Dann sollen im autonom fahrenden Auto alle Mitreisenden gleichermaßen von den Content-Angeboten der Rundfunk- und Streaming-Anbieter profitieren können.

 

Die Preisträgerinnen des ARD/ZDF Förderpreises 2025. V.l.n.r.: Teelke Uffen, Pauline Leininger und Priska Merbitz-Zahradnik (Quelle: ARD/ZDF Förderpreis / Vera Hutchison-Bird)

 

Ein weiteres großes Thema war die Verleihung des ARD/ZDF Förderpreises »Frauen + Medien-technologie«  2025. Die drei Gewinnerinnen waren im Vorfeld bekannt (FKTG-Journal berichtete), lediglich die Reihenfolge der Platzierungen noch offen. Dr. Michael Rombach (ZDF), Christian Opitz (hr) und Anne Knälmann (SWR) überreichten die Preise an:

  • 1. Platz: Pauline Leininger mit der Masterarbeit „Exploring the Use of Artificial Intelligence (AI) Generated Environ-ments for Virtual Film Production“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
  • 2. Platz: Teelke Uffen für ihre Bachelorarbeit „EARvolution – Indirekte HRTF-Individualisierung für szenische Audio-Inhalte“ an der HAW Hamburg.
  • 3. Platz: Priska Magdalena Merbitz-Zahradnik für ihre Masterarbeit „Wahrnehmung von grafischen Einblendungen in High Dynamic Range“ an der Hochschule der Medien Stuttgart.

 


alle Bilder, falls nicht gesondert erwähnt: Ralph Zahnder

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