Seit vielen Jahren schon ist „Media Over IP" auf der IBC eines der allgegenwärtigen Themen. Und doch war in diesem Jahr alles irgendwie anders. Als vor elf Jahren ein Aussteller mit dem Slogan „SDI must die" von sich reden machte, hörte sich das irgendwie noch nach den „jungen Wilden" an, die klarmachen wollten, dass das alte und bewährte grüne Kabel möglichst schnell in die ewigen Jagdgründe der Broadcast-Technik verschwinden sollte. Dass es so einfach nicht sein würde, hatten damals viele vorausgesehen. Und das hat nicht nur technische Gründe, sondern auch mit Investitionszyklen und schrumpfenden Budgets auf der einen sowie Aufbau von broadcastrelevantem IT-Know-how auf der anderen Seite zu tun.
EBU-Framework als Wegweiser für die Branche
Viele Showcases und (Hybrid-)Implementierungen später ist die anfängliche Euphorie einem gesunden Pragmatismus gewichen. Man kann auch sagen: „Media over IP" ist erwachsen geworden. Und genau das hat die IBC 2025 ausgestrahlt. Der Stand der EBU war dabei einer der Dreh- und Angelpunkte. Ihr Framework der Dynamic Media Facilities (DMF) mit Media Exchange Layer (MXL) griffen viele teilnehmende Hersteller wiederum in ihren Präsentationen auf.
Einen sehr guten Überblick über DMF und MXL liefert die Aufzeichnung des DMF Meetup auf der IBC 2025 mit Peter Brigthwell (BBC), Félix Poulin (CBC/Radio-Canada), Wim Vermost (EBU), Hans Hoffmann (EBU), Cindy Zuelsdorf (AMWA), Vincent Trussart (Grass Valley), Sunday Nyamweno (CBC/Radio Canada) und Gareth Sylvester-Bradley (NVIDIA).
Cyber Security und Content-Authentizität
Mit der fortschreitenden Umstellung auf Broadcast-IT/IP gewinnen auch Themen rund um Cyber Security weiter an Bedeutung. Mit der spannungsgeladenen geopolitischen Lage kommt dabei auch immer öfter die Frage nach europäischer Datenintegrität auf. Damit einher geht auch die Bekämpfung von Fake News bzw. das Ringen um Content-Authentizität. Zur C2PA-Initiative war unter anderem am Stand der EBU ein Showcase zu C2PA-Workflows zu sehen.

KI und 5G in der „Future Tech“-Halle
Die einstige „Future Zone" feierte als „Future Tech" in diesem Jahr seine Premiere Halle 14. Zu sehen waren unter anderem Live-Demonstrationen von generativer und agentenbasierter KI, immersiven und interaktiven Medien, Cloud-nativen Workflows, privaten 5G-Netzwerken. So präsentierte France Télévisions unter anderem ein 5G-fähiges Leichtflugzeug. KI war dabei natürlich nicht nur dem „Future Tech"-Bereich vorbehalten, sondern bereits allgegenwärtig in unterschiedlichen Lösungen integriert.

Preisträger der IBC 2025
Bei den Preisverleihungen konnte sich unter anderem NHK Japan im Bereich Content Creation für „Kingdom of the Coelacanth" freuen, das in Co-Produktion mit ZDF/ARTE und OceanX in in Zusammenarbeit mit CMMAI entstand und in 8K sowie 22.2-Sound aufgenommen wurde.
Im Bereich Content Distribution wurde MediaMesh von Sky ausgezeichnet. Die Sky Group integrierte Systeme und Workflows von Rundfunkanstalten in ganz Europa, um eine API-gesteuerte, cloud-native, modulare Plattform bereitzustellen - in Kooperation mit AWS, SDVI, Telestream und TMT Insights.
Der Technical Paper Award ging in diesem Jahr an Alexis Allemann, Sébastien Noir und Andrei Popescu-Belis von der European Broadcasting Union (EBU) und der Haute École d'Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud (HEIG-VD) für ihre Arbeit mit dem Titel „EBU NEO – A sophisticated multilingual chatbot for a trusted news ecosystem exploration". Der Beitrag befasst sich mit der Herausforderung vertrauenswürdiger, KI-generierter Nachrichten unter Verwendung von Retrieval Augmented Generation und einer wachsenden Datenbank mit 3,5 Millionen Artikeln.

Das Accelerator Project of the Year 2025 wurde an „Evolution of the Control Room – Leveraging XR, Voice, AI & HTML-Based Graphics Solutions" verliehen. Dieses transformative Projekt hat für Live-Produktions-Workflows XR- und KI-gestützte Lösungen entwickelt, die Remote Content Creation und Collaboration mithilfe von verteilten Studios, Sprachbefehlen, Automatisierung und cloudbasierten Grafiken ermöglichen soll. Das Projekt wurde unterstützt von ITN, BBC, TV2 Denmark, YLE, EBU, Channel 4, Technological University of the Shannon (TUS)/TRANSMIXR, Trinity College Dublin, HSLU Lucerne University, Switzerland, Al Jazeera Media Networks, XReco, Vodafone Group und SVT. Zu den Projektteilnehmern gehörten Tinkerlist, Nxt Edition, Loopic, SPX Graphics, Cuepilot und Erizos.TV
FKTG-Förderfirmen auf der IBC 2025: Einen Überblick über alle auf der Messe vertretenen Förderfirmen sowie deren Neuerungen findet sich im Artikel Countdown zur IBC 2025.
Zahlen zur IBC 2025 und Ausblick
Zum guten Schluss noch ein paar Informationen für Freunde der Statistik. Laut Informationen der Messeveranstalter konnte die IBC 2025 43.858 Besucherinnen und Besucher aus 170 Ländern trotz gefühlt immer höherer Übernachtungspreise nach Amsterdam locken. Mehr als 1.300 Ausstellende und über 600 Speaker informierten über neue Technologien und diskutierten die technologische Transformation der Branche.
Die IBC 2026 findet vom 11. bis 14. September 2026 statt.
Aufmacherbild oben: Das 5G-fähige Leichtflugzeug von France Télévisions war ein beliebtes Fotomotiv in Halle 14 (alle Bilder, falls nicht gesondert erwähnt: Angela Bünger)