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EDCF-Konferenz 2024: Zukunftsvision trifft Filmgeschichte

Angela Bünger

Im Herzen von Amsterdam, im berühmten Pathé Royal Theater Tuschinski, fand am 6. und 7. Februar die mit Spannung erwartete EDCF-Konferenz 2024 statt. Die Veranstaltung, an der rund 100 Fachleute aus Kino, Integration und Technologie teilnahmen, diente als lebendige Plattform für den Austausch von Ideen und Innovationen, die die Zukunft der Kinobranche bestimmen.

 

Begrüßung und Branchenüberblick

Nachdem sich die Teilnehmenden in der opulenten Umgebung des berühmten Kinos eingefunden hatten, begann die Veranstaltung mit einem herzlichen Willkommen durch die 1. Vorsitzende des EDCF Cathy Huis in’t Veld-Esser, die den Auftakt für die kommenden zwei Tage bildete. In ihrer Eröffnungsrede schwang eine gewisse Feierlichkeit mit, denn Huis in’t Veld-Esser hob besonders die bemerkenswerte 20-jährige Entwicklung des EDCF hervor. Das ehemalige EDCF-Vorstandsmitglied Michael Lambrechtsen (Verband der niederländischen Filmverleiher) war als Ehrengast dabei. Sie sprach vom ehemaligen EDCF-Präsidenten David Hancock als „Architekten der Konferenz“ und würdigte damit seine entscheidende Rolle bei der Initiierung der Konferenz im Jahr 2016.

 


Cathy Huis in’t Veld-Esser

 

Im Laufe der Jahre wurde diese zweitägige EDCF-Konferenz regelmäßig organisiert, um den aktuellen Stand der Branche zu erörtern, miteinander zu diskutieren und Kontakte zu knüpfen. In diesem Jahr ist der EDCF auf Expansionskurs und verspricht, seinen Mitgliedern und Freunden noch mehr Veranstaltungen zu bieten. Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit mit der ICTA, die eine Kinotour ins Leben gerufen hat, die für alle Teilnehmenden interessant und informativ werden dürfte.

Auf der EDCF-Konferenz 2024 konnten sich die Teilnehmenden auf ein Zusammentreffen von Branchenpionieren, Vordenkern und Technologievisionären freuen, die alle einen Beitrag zur kollektiven Erzählung der Entwicklung des Kinos leisten. Dabei wurden die wichtigsten Diskussionen Erkenntnisse und Neuheiten vertieft, die die zukünftige Landschaft dieser dynamischen und sich ständig weiterentwickelnden Branche bestimmen.

Nach der Begrüßung von Cathy Huis in’t Veld-Esser betrat David Hancock (Omdia) als Moderator die Bühne. Zunächst gestand er seine Vorliebe für das Pathé-Tuschinski, besonders für Kino 1. Dann ging er auf die weltweite Entwicklung der Kinobranche nach der Corona-Pandemie ein. Trotz eines gemischten globalen Bildes in Sachen Erholung des Kinos wurden als die drei wichtigsten Filmproduktionsländer immer noch Indien, China und die USA genannt. Mehrere große Filme wurden aufgrund von Streiks in Hollywood auf 2025 verschoben, was sich auf die weltweiten Boxoffice-Prognosen auswirkte. Insgesamt habe die Branche die Zahlen vor der Pandemie noch nicht erreicht. Außerdem wirkten sich die aktuellen globalen Ereignisse auf die Prognosen aus.

Franchise-Filme enttäuschten beim Einspielergebnis; sie machten nur 54,7 % der Top-50-Filme in den USA im Jahr 2023, verglichen mit 80 % in ihrer Hoch-Zeit. Infolgedessen sinkt der Marktanteil der Studios weltweit deutlich auf 51,4 %. Das sei das erste Mal, dass er in einem nicht von der Pandemie geprägten Jahr zwischen 2010 und 2019 unter 60 % fällt.

Trotz der Herausforderungen herrschte Optimismus hinsichtlich der Erholung der Kinos, da Corona kein Hindernis mehr darstellt. Allerdings hat sich der Nettozuwachs an Kinosälen insgesamt verlangsamt. Omdia rechnet jedoch nicht mit signifikanten Schließungen von Kinosälen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Kinobranche trotz Rückschlägen und einer veränderten Landschaft weitgehend von den Auswirkungen der Pandemie erholt hat und dass es zwar noch viel zu tun gibt, der allgemeine Trend aber nach oben geht.

 

KI in der Filmproduktion

KI spielt eine entscheidende Rolle bei der Revolutionierung der Filmproduktion in verschiedenen Phasen, wie Gloria Swoboda (antoni Berlin) in ihrem Vortrag darlegt. Sie kann zur Analyse umfangreicher Datensätze, zur Erkennung von Mustern und zur Vorhersage des potenziellen Erfolgs eines Projekts eingesetzt werden und bietet so eine solide Grundlage zur Entscheidungsfindung. Skriptbook konzentriert sich zum Beispiel auf die Analyse von Drehbüchern, während Cinelytic den gesamten Produktionsablauf analysiert.

In der kreativen Entwicklung wird KI für die Skriptentwicklung mit Tools wie ChatGPT und DeepL eingesetzt. Squibbler AI wird verwendet, um Skripte mit der Fähigkeit zu erstellen, die Geschichte zu visualisieren oder KI-generierte Videos zu erstellen, während Midjourney ein Text-zu-Bild-Tool und Runway ML ein Text-zu-Video-Tool bietet.

Der Einfluss von KI erstreckt sich auch auf visuelle Effekte, wo sie zum Beispiel zur Erstellung digitaler Gesichter von Schauspielern eingesetzt wird. Dies ist für Synchronisationszwecke nützlich, etwa um die Lippensynchronisation in verschiedenen Sprachen zu gewährleisten. Zu den bemerkenswerten Tools in diesem Bereich gehören TrueSync und DeepEditor, beide von Flawless. Insgesamt wird KI zu einem integralen Bestandteil der Filmindustrie und steigert die Effizienz und Kreativität in verschiedenen Bereichen der Produktion. Da in rascher Folge neue Tools auf den Markt kommen, ermutigte Swoboda das Publikum, mit den kostenlosen Testversionen, die die verschiedenen Tools anbieten, „zu spielen“, um sich mit den KI-Tools vertraut zu machen.

Richard Welsh (Deluxe) sprach anschließend über KI in der Content-Pipeline. Sein Vortrag behandelte verschiedene Aspekte, darunter synthetische Menschen und Deepfakes. Er betonte die Effektivität der KI für das Erzielen einer guten Lippensynchronisation, speziell in der englischen Sprache. Es wurden jedoch auch ethische Bedenken geäußert, wobei betont wurde, wie wichtig es ist, die Akeptanzlücke zu vermeiden.

Die Diskussion berührte das Thema Farb-KI, und Welsh betonte, dass KI keine Zauberei sei. Er wies darauf hin, dass große Sprachmodelle trotz ihrer Fähigkeiten nichts „wüssten“, sondern lediglich die Eingabedaten reproduzieren.

Im Zusammenhang mit Synchronisation und Audiodeskription wurden Herausforderungen beim emotionalen Abgleich festgestellt, da die Nuancen der Darbietung komplex sind. Trotz des Fortschritts wurden Synchronsprecher immer noch als die beste Wahl angesehen. In der Präsentation wurden auch die ethischen Überlegungen zu Deepfakes und künstlichen Menschen angesprochen.

In Bezug auf Untertitel und Übersetzungen erwähnte Welsh, dass die heutigen Tools, die auf großen Sprachmodellen basieren, zwar einen guten Stil hätten, aber anfällig für Halluzinationen seien. Die Inkonsistenz der aktuellen Modelle wurde hervorgehoben, und es wurde gefordert, dass der Mensch in den gesamten Prozess einbezogen wird, um diese Probleme zu lösen. Live-Untertitelung und -Übersetzung sind inzwischen allgemein verfügbar; speziell für die Untertitelung sei aber ein Kontext erforderlich ist, der über das hinausgehe, was die derzeitigen Modelle bieten können.

 

Offene Diskussion über KI

Die folgende offene Diskussion über KI mit Gloria Swoboda und Richard Welsh, die von Patrick von Sychowski moderiert wurde, deckte ein breites Spektrum an Perspektiven zu dieser Technologie ab, das von ihren potenziellen Chancen bis hin zu möglichen Gefahren reichte. Gloria Swoboda betonte, dass die Menschen Zeit bräuchten, um sich mit KI vertraut zu machen, und wies auf die Lernkurve hin, die mit ihrer Einführung verbunden ist.

 


Moderator Patrick von Sychowski mit Richard Welsh und Gloria Swoboda (v.l.n.r)

 

Welsh ging auf die Bedenken bezüglich KI ein, die auch den Streik der Schauspieler und Drehbuchautoren in Hollywood ausgelöst haben, und stellte klar, dass die KI zwar einen erheblichen Einfluss haben kann, aber nicht dazu gedacht ist, Schauspieler, Drehbuchautoren oder andere Fachleute der Branche vollständig zu ersetzen. Er wies darauf hin, dass KI zwar passable Animationen produzieren könne, die Erstellung eines lebensechten Actionfilms aber derzeit jenseits ihrer Möglichkeiten liege. In der Diskussion wurde auch die Angst vor der Verdrängung von Arbeitsplätzen durch KI angesprochen und betont, dass der Einzelne vorsichtig sein muss, wenn es darum geht, dass KI bestimmte Aufgaben übernimmt.

Das Gespräch verlagerte sich auf die Rolle der KI beim Prompting, wobei Swoboda Einblicke in die Erfahrungen ihres Unternehmens gab. Sie betonte, dass die Effektivität von KI von dem jeweils verwendeten Tool abhängt. Es herrschte Einigkeit darüber, dass eine kompetente Nutzung von KI nur durch Experimentieren und die Bereitschaft, verschiedene Tools auszuprobieren, erreicht werden kann.

Bedenken hinsichtlich des Urheberrechts wurden von Swoboda angesprochen, die darauf hinwies, dass der derzeitige Stand der KI noch nicht ausgereift genug ist, um einen ganzen Film eigenständig zu erstellen. Sie schlug vor, dass der Einsatz von KI im kreativen Prozess vor der Veröffentlichung offengelegt werden sollte, um die Transparenz über die Beteiligung von KI an der Erstellung von Inhalten zu erhöhen.

Danach wurde Chat GPT live getestet: Das Tool hatte keine Probleme damit, zu erklären, was das EDCF ist, und auch nicht damit, einen Limerick darüber zu schreiben. Insgesamt bot die Diskussion eine nuancierte Sicht auf KI, die ihr Potenzial, ihre Herausforderungen und den laufenden Prozess der Integration von KI-Tools in verschiedene Branchen unter Berücksichtigung ethischer und praktischer Implikationen abdeckte.

 

Das Kino der Zukunft: von der Automatisierungssoftware zu Erfahrungen aus der Praxis

Die Panel-Diskussion zum Thema „Kinosoftware-Technologie und Sicht auf die Marktbedingungen“ bot Einblicke von Branchenexperten wie Guillaume Branders (DX), Till Cussmann (Vista) und Andreas Stier (OneCinema). Die Diskussion befasste sich mit verschiedenen Aspekten der Verwaltung des Kinobetriebs durch Software und den Herausforderungen, die sich aus den Marktbedingungen ergeben.

 


Moderator David Hancock mit Guillaume Branders, Till Cussmann und Andreas Stier

 

Die drei Podiumsteilnehmer betonten die Bedeutung eines umfassenden Kinomanagements durch Software, die nicht isoliert arbeitet, sondern „miteinander spricht“. Sie stellten klar, dass miteinander verbundener Systeme nötig seien, um die Abläufe von A bis Z zu rationalisieren und eine ganzheitliche Lösung für das Kinomanagement anzubieten.

Stier hob die entscheidende Rolle eines hohen Automatisierungsgrades bei Kinosoftware hervor und stellte die Bedeutung von APIs und Interkonnektivität heraus. Dies würde Vorteile wie eine verbesserte Kundenerfahrung mit sich bringen. Cussmann wies außerdem darauf hin, dass es wichtig sei, in allem ein Experte sein zu wollen, und nannte Beispiele wie Personalverwaltungstools, bei denen es nicht sinnvoll sei, ein neues Tool zu entwickeln.

Cussmann wies auf die besonderen Herausforderungen des Nischenmarktes Kino hin. Im Gegensatz zu regulären Ticketing-Systemen müssen kinospezifische Anbieter besondere Faktoren berücksichtigen. Er wies auch auf das Risiko hin, das mit Investitionen in einen neuen Markt verbunden ist.

Stier gab an, es sei erforderlich, Automatisierungslösungen zu entwickeln. Die Diskussion berührte die finanziellen Herausforderungen bei der Bereitstellung komplexer Softwarelösungen in einem Markt, in dem erwartet wird, dass die Software kostengünstig (oder sogar kostenlos) ist. Branders bestätigte, dass vor allem viele unabhängige Theater immer noch auf Excel-Tabellen oder andere veraltete Arbeitsmittel zurückgreifen, die irgendwie „die Arbeit erledigen“.

Branders wies auf die globale Herausforderung hin, vor der die Anbieter von Kinosoftware stehen, da jedes Land andere Regeln und Vorschriften hat. Dies mache die Entwicklung und Implementierung von Cinema-Management-Software noch komplexer – eine Meinung, die von allen Diskussionsteilnehmern geteilt wurde.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Panel-Runde mit den Feinheiten der Softwaretechnologie für das Kino befasste und den Bedarf an vernetzten und automatisierten Lösungen hervorhob. Die Herausforderungen von Nischenmärkten, Investitionsrisiken und die Komplexität der weltweit unterschiedlichen Vorschriften waren ebenfalls wichtige Punkte, die während des Gesprächs angesprochen wurden.

 

Matthew Jones (Cinema Next) erörterte die Umstellung auf Laserprojektion in den Niederlanden anhand einer speziellen Fallstudie über das Pathé Royal Theater Tuschinski. Das Kino, das für seinen extremen Projektionswinkel und eine Tiefe von weniger als einem halben Meter hinter der Leinwand bekannt ist, verfügt über ein einzigartiges Tonsystem mit Alcons-Lautsprechern in einem speziellen Rahmen und ein Qsys-System mit zentralem Steuerprogramm, das die Verwaltung von Audio, Projektor, Server und Automatisierung von einer einzigen Plattform aus ermöglicht, zu der auch ein eingebautes Mischpult gehört.

 


Matthew Jones

 

Jones gab zudem Einblicke in das Lux Arthouse mit 8 Leinwänden. Er ging auf die niederländische Kinolandschaft im Allgemeinen ein, die aus rund 280 Kinos und 1.075 Sälen besteht, von denen die Hälfte von großen Ketten wie Pathé, Vue und Kinepolis betrieben wird. Die übrigen sind unabhängige Kinos und Programmkinos. Auch zwei ehemalige Gefängnisse wurden in Kinosäle umgewandelt.

In der Präsentation wurden auch Kinos erwähnt, die Filme in ihr Angebot integrieren, sowie Hotels mit einem eigenen Kinosaal, wie das Soho House in Amsterdam. Seine Schlussfolgerung: „Vergessen Sie Windmühlen und Tulpen, besuchen Sie Kinos“.

 

Bas Stolwijk (Pathé) stellte kurz die Geschichte der Pathé-Gruppe vor, die 1995 ihr erstes Kino in den Niederlanden in Scheveningen eröffnete. Anschließend sprach er über die wichtigsten Highlights des Jahres 2023 mit der Eröffnung von Pathé Ypenburg (Den Haag) und der Eröffnung des neuesten Go!Gaming-Standorts im Pathé Eindhoven.

 


Bas Stolwijk

 

Er betonte, dass sich das Konzept des Kinos dahingehend ändert, dass es eher ein lokaler Treffpunkt als ein traditioneller Kinosaal sei. Bas hob das Go!Gaming-Joint-Venture mit H20 im Bereich esports hervor, das sechs Pathé-Standorte in den Niederlanden umfasst.

Darüber hinaus ging die Präsentation auf das X-Cube-Erlebnis, einen digitalen Escape Room, und die Entwicklung der Pathé Studios ein, einem interaktiven Erlebnisgebäude in Utrecht, das das Engagement von Pathé für innovative und immersive Unterhaltungserlebnisse jenseits des traditionellen Kinos unterstreicht.

 

Schulung von Kinomitarbeitenden und Förderung von Branchentalenten

Jan Runge (International Cinema Technology Association) stellte das neue Kinotechnik-Mentoring-Programm vor, das die Entwicklung von Fähigkeiten und die Karriereplanung für diejenigen fördern soll, die am Anfang oder in der Mitte ihrer Laufbahn in der Kinotechnik stehen. Er ermutigte potenzielle Mentoren und Mentees in ganz Europa, sich für die bevorstehende Programm-Auflage anzumelden. Darüber hinaus wies er auf das neueste ICTA-Bildungsangebot in den Vereinigten Staaten mit dem Titel „The Fundamentals of Presentation Technology“ hin, das am 8. April um 10 Uhr und 13 Uhr stattfindet und mit der CinemaCon in Las Vegas zusammenfällt.

Anschließend wurden die Teilnehmenden aufgefordert, an vier kurzen Breakout-Sessions teilzunehmen. Der Zweck dieser Sessions bestand darin, die gemeinsame Ideenfindung für potenzielle Services zu erleichtern, die Fachverbände wie ICTA, EDCF oder UNIC anbieten könnten. Das übergeordnete Ziel bestand darin, rasch erste Konzepte für Initiativen zu erarbeiten, die den Bildungs- und Entwicklungsbedarf im Bereich der Kinotechnologie decken könnten.

 


Breakout-Sessions mit Jan Runge

 

Sonia Ragone (UNIC) sprach über das UNIC People Programme, das im Juni 2023 gestartet wurde. Das Programm konzentriert sich auf die Unterstützung von Kinos, die vor der Herausforderung stehen, Mitarbeitende zu finden und ihre Entwicklung zu fördern. Ziel sei es, die Position der Kinobranche als „bevorzugter Arbeitgeber“ zu erhalten.

Zu den wichtigsten Arbeitsbereichen des Programms gehören interne Kultur und Werte, Vielfalt, Gleichberechtigung und Eingliederung, Führungskompetenzen, Sensibilisierung für Beschäftigungsmöglichkeiten sowie Weiterbildung und Karriereentwicklung. Um Informationen zu verbreiten und mit der Branche in Kontakt zu treten, hat die UNIC mehrere Kanäle genutzt, darunter Podcasts, Webinare und Newsletter, die an Mitglieder und Partner verteilt werden.

 

In der Präsentation wurde auch auf bevorstehende Aktivitäten hingewiesen, wie z. B. ein Webinar im März, die Erstellung eines Toolkits im Mai/Juni und die Einführung des nächsten Themas, das sich voraussichtlich auf Führungsqualitäten konzentrieren wird, im Juni während der CineEurope. Darüber hinaus führte die UNIC eine Umfrage zur Ausbildung und Einstellung von technischem Personal in Kinos durch, die eine starke Nachfrage nach Schulungsmaterialien und Kursen in lokalen Sprachen ergab. Dies unterstreicht den Bedarf an lokalisierten Ressourcen, um den spezifischen Anforderungen der Branche gerecht zu werden.

 

Kinokonzepte und alternativer Content

Thomas van de Weerd (TheAnything) stellte ein bahnbrechendes Konzept vor, das darauf abzielt, die Zugänglichkeit von Filmen zu verbessern. Er hob das derzeitige Kinomodell hervor und verglich es mit dem linearen Fernsehen, bei dem jemand anderes das Filmprogramm bestimmt.

 


Thomas van de Weerd

 

TheAnything führt einen revolutionären Ansatz ein, indem es den Nutzern ermöglicht, über eine mobile App zugängliche Säle zu buchen und Zugang zu mehr als 1.000 Filmen zu erhalten, darunter sowohl Neuerscheinungen als auch eine umfangreiche Mediathek. Die Plattform geht über das herkömmliche Kinoerlebnis hinaus, indem sie Empfehlungen, die Integration von Speisen und Getränken sowie die Steuerung der Räume einbezieht.

Van de Weerd betonte die Ausweitung des TheAnything-Erlebnisses über traditionelle Kinos hinaus auf verschiedene Veranstaltungsorte wie Restaurants und Hotels. Als Beispiel nannte er das Multiplex-Pathé Ypenburg, das im November des vergangenen Jahres eröffnet wurde. Der Vorführraum dieses Multiplexes wird durchschnittlich 3,6 Mal pro Tag besucht. Derzeit gibt es in den Niederlanden 10 Cubes, und zwar in Den Haag, Rotterdam und in Wijk bij Duurstede, was die Flexibilität und Zugänglichkeit des Kinoerlebnisses erhöht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass TheAnything einen neuen Ansatz für das Kino darstellt, der mit dem herkömmlichen Kinomodell bricht und die Zugänglichkeit an verschiedenen Orten erweitert, wodurch ein persönlicheres und intensiveres Unterhaltungserlebnis geschaffen wird.

 

In der folgenden Präsentation ging Frank Groot (Kino Rotterdam) auf die Zukunftsperspektiven der Programmkinos in den Niederlanden ein. Das Kino Rotterdam, ein unabhängiges Programmkino, verfügt über sechs Säle, wobei 30 % des Angebots aus Repertoiretiteln bestehen.

Der Schlüssel zum Erfolg unabhängiger Programmkinos wie dem Kino Rotterdam liegt in der Zusammenarbeit mit der Vereinigung Cineville, einem Netzwerk, das derzeit 66 Kinos umfasst. Die Stiftung Cineville bietet einen Abonnementpass an, der den Zugang zu einer Vielzahl von Programmkinos ermöglicht. Trotz der Herausforderungen, die die Covid-19-Pandemie mit sich bringt, ist man optimistisch, was die Loyalität des Publikums betrifft, die auch in der Post-Covid-Ära stark geblieben ist.

Das Cineville-Arthouse-Netzwerk ist auch außerhalb der Niederlande erfolgreich. In Nachbarländern wie Belgien, Österreich und Deutschland wurden ähnliche Abonnementpässe von Cineville eingeführt.

Während der Präsentation wurden spezifische Wünsche hervorgehoben, um den anhaltenden Erfolg und das Wachstum unabhängiger Programmkinos zu gewährleisten. Dazu gehören die Entwicklung eines für Independent-Kinos zugänglichen PLF, die ihnen den Zugang zu Mediatheken eröffnet, und die Entwicklung einer Infrastruktur, die private Kinobuchungen erleichtert. Diese Bestrebungen stehen im Einklang mit den laufenden Bemühungen, das Gesamterlebnis für die Kinobesucher zu verbessern und die Nachhaltigkeit der Arthouse-Kultur zu fördern.

Den Abschluss des offiziellen Programms des ersten Tages bildete eine Panel-Diskussion über alternative Inhalte, die von Cathy Huis in’t Veld-Esser moderiert wurde und an der Bas Stolwijk (Pathé) und Steven Clerima (Kinepolis) teilnahmen.

 


Cathy Huis in’t Veld-Esser mit Bas Stolwijk und Steven Clerima (v.l.n.r.)

 

Stolwijk definierte alternativen Content als alles, was potenziell ein anderes Publikum als das übliche Kinopublikum anziehen könnte. Clerima brachte den Begriff des Event-Kinos ins Spiel und betonte, dass alternativer Content nicht unbedingt live sein müsse. Stolwijk fügte hinzu, dass sie häufig Veranstaltungen live streamten, wobei das Verhältnis von 40 Live-Veranstaltungen zu 60 Veranstaltungen, die im DCP-Format (Digital Cinema Package) verbreitet werden, liege.

 

Das Gespräch drehte sich auch um die Rolle der Buchungsteams, wobei Stolwijk bestätigte, dass  es spezielle Teams gäbe, die sich mit der Konzeption und Organisation von Veranstaltungen befassten, um ein vielfältiges Publikum anzusprechen. Clerima betonte, wie wichtig es sei, Vorführungen einen Event-Charakter zu geben und für das Publikum unvergessliche Erlebnisse zu schaffen. Insgesamt drehte sich die Diskussion um die Strategien und Überlegungen, die mit der Vorführung von alternativem Content in Kinos verbunden sind, wobei der Schwerpunkt auf Live-Streaming, Event-Kino und den Bemühungen spezialisierter Buchungsteams lag.

Der erste Tag endete dann mit einem Abendessen, Getränken und Networking-Möglichkeiten im VIP-Raum von Pathé Tuschinski.

 

Tag 2

Kino aus erster Hand erleben: Pathé Royal Theater Tuschinski, Pathé De Munt, The EYE Filmmuseum

 

Hinter den Kulissen von Pathé Royal Theater Tuschinski

Der zweite Tag begann mit einer Besichtigung des Royal Theater Tuschinski, ohne Zweifel eines der berühmtesten Kinos. Es wurde 1921 von Abraham Tuschinski gegründet und sein einzigartiges Design, eine Mischung aus Art déco und Stilelementen der Amsterdamer Schule, mit einem Belüftungssystem, das zum Zeitpunkt des Baus völlig neu war, und einer speziell für Stummfilme entwickelten Theaterorgel, ist bis heute erhalten geblieben. Die moderne Kinoausrüstung scheint sich perfekt in das historische Ambiente des Gebäudes einzufügen.

Während der Besichtigung hatten die Teilnehmer des EDCF-Kongresses auch die Möglichkeit, einen Blick in den Vorführraum zu werfen, um zu sehen, wie die Konstruktionen der Projektorsockel an den extremen Projektionswinkel angepasst wurden.

 


Impressionen aus dem Pathé Royal Theater Tuschinski

 

Hinter den Kulissen von Pathé De Munt

Von der Atmosphäre des Art Déco des 20. Jahrhunderts zum Look and Feel eines Kinos des 21. Jahrhunderts. Mit seinem zentralen Concession-Bereich mit Selbstbedienungskassen empfängt der Standort seine Besucher gleich um die Ecke seiner älteren, mondänen Schwester. Mit Dolby Cinema und einer 4DX-Installation bietet das Kino gleich zwei Formen des immersiven Erlebnisses.

Die anschließende Panel-Diskussion zum Thema HDR konzentrierte sich auf den neuen Zusatz zu den DCI-Regelungen für HDR. Moderator Tom Bert (Barco) und seine Diskussionsteilnehmer Jan Rasmussen (Nordisk Film), Chris Connett (Christie), Adam MacDonald (GDC) und Jan Harmsen (Kinopolis) erörterten, wie schwierig (wenn nicht gar unmöglich) es sei, die DCI-Anforderungen für HDR zu erfüllen, da die angegebenen Zahlen zwar für eine LED-Wand keine wirkliche Herausforderung darstellten, für eine klassische Projektion jedoch eine anspruchsvolle.

 


Impressionen aus dem Pathé De Munt

 

Besuch des EYE Filmmuseums

Für diejenigen, die ihren Aufenthalt auf den Nachmittag ausdehnen konnten, umfasste die EDCF-Konferenz eine Bootstour und einen Besuch des 2012 eröffneten architektonischen Schmuckstücks von Amsterdam. Der Besuch begann mit einem Rundgang durch die Projektionsräume, mit der verschiedenen digitalen und analogen Projektions- und Tontechnik, die sorgfältig gewartet wird, da Ersatz für historische Geräte selten zu finden ist.

 


Aus der Dauerausstellung im EYE Filmmuseum

 

Nach dem Blick hinter die Kulissen blieb auch noch genügend Zeit, um die Dauerausstellung „Was ist Film“ zu besuchen, die die historische Entwicklung der Kinotechnik von den ersten Schritten mit der Laterna Magica bis zur modernen Projektion zeigt, sowie die aktuelle Ausstellung Cosmic Realism, die erste Retrospektive mit Werken von Véréna Paravel und Lucien Castaing-Taylor.

 

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